Über Heide
Brühl-Heide liegt am Rande der Ville, 2,2 km westlich
von Brühl. Im Jahre 1207 gründete hier Margaretha
von Hersel ein Zisterzienserinnenkloster Maria in den
Benden. Die Gebäude des Klosters wurden oft von
Feuersbrünsten heimgesucht.
> Luftbilder: Heide in ca. 120m Höhe <
Ein Ortsgründungsfest feiern die Brühl-Heider nicht:
Denn eine offizielle Ortsgründung hat es nie gegeben. Die
Ursprünge des Brühler Stadtteils gehen zwar bis ins Mittelalter
zurück, als die Abtissin Margareta von Hersel das ehemalige
Zisterzienserinnen Kloster Benden gründete. Doch der Ort
entwickelte sich unabhängig vom Kloster. Erst allmählich ließen
sich Bauern nieder, um die Heidelandschaft zu bewirtschaften.
Bergarbeiter, die seit 1733 "Brandtorff" und 15 Jahre später auch
"Klütten" in Heide gewannen, zogen im 18. Jahrhundert hinzu.
Zur Zeit hat Brühl-Heide etwa 1.500 Einwohner.
Die Straßennamen deuten noch heute auf die zweckhafte Bergbau-
siedlung hin: Von unten nach oben verläuft die Grubenstraße gut
sichtbar durch den Ort. Am westlichen Rand zieht die Barbarastraße
eine lange Kurve. Entlang dieser Straßen steht ein Großteil der kleinen
Bergmannshäuser. Dort, wo heute Rekultivierungswald und der auf
dem Luftbild oben links erkennbare "Heider Bergsee" sind, öffneten
sich früher Tagebaugruben. Rechts neben der Grubenstraße und an
dem Stück Wald in der Ortsmitte gelegen befindet sich das "Kloster
Benden". Der altdeutsche Begriff "Benden" bedeutet "Wiesen".
Die Ordensregeln schrieben Feldarbeit vor:
Die Nonnen mussten auf den Feldern und Wiesen arbeiten.
Westlich von Brühl-Heide liegt der "Bleibtreusee", der auf dem
Luftbild oben rechts, am Bildhorizont erkennbar ist. Zum Wasser-
sport zieht es die Heider überwiegend an den "Heider Bergsee":
Dort gibt es auch einen Campingplatz und ein Strandbad.
Luftbilder: Ingo Essler, 50321 Brühl
Bildtext entnommen aus: REVIER & WERK, Heft 280, Seite 2, April 2000
Die Heider Kohle- u. Klüttenzeit, von 1816 bis 1965
Brühl-Heide, Ortsansicht
“Gruhlwerk I 1889-1955”
Aufnahme von 1928
Fa. Junkers
- im Bildvordergrund die Barbarastr. -
Aus der Chronik des Gruhlwerks
Wenn man, von Kierberg kommend, dem
Ort Brühl-Heide zustrebte, sah man als
Wahrzeichen den Turm des im Jahre 1718
erbauten Klosters Benden, das bei einem
Bombenangriff am 30. Oktober 1944 schwer
beschädigt wurde. Aus unmittelbarer
Nähe dieses ehemaligen Klosters stammen
die ersten urkundlichen Nachrichten über
Kohlenbau (1816). Danach wurden damals
bis zum natürlichen Wasserspiegel Schächte
von 3 bis 4 m Durchmesser geteuft, die Kohle
mit Keilhaue und Schaufel gewonnen und
mit Haspelförderung (Hanfseil) und Körben von 30 bis 50 Pfund Inhalt
gefördert. Auf dem Formplatz wurden die "Klütten" in hölzernen,
blumentopfartigen Eimern hergestellt.
Kohle- und Klüttenzeit, von der Kirchengrube zum Gruhlwerk I
Die "Kirchengrube" (weil die Pfarre zu Brühl Eigentümerin war) wurde
im Jahre 1819 an den Müller zu Kirchberg, Christian Herkenrath, auf
ein Jahr verpachtet. Danach wurde die Grube am 18. Oktober 1820
an den Kaufmann Friedrich GiesIer, Falkenlust bei Brühl, verliehen,
der am 21. Nov. 1827 auch das Feld “Margaretha" dazu erwarb.
1872 taucht in unserem Gebiet der Name Dr. Hermann Bleibtreu auf,
der 1873 die ersten praktischen Versuche zu Brikettierung rheinischer
Braunkohle im Werk Ottilie (Riebecksche Werke) in Oberröblingen am
See (Bezirk Halle) unternahm. Im gleichen Jahre erfolgte der Bau der
Eisenbahnstrecke Köln - Kierberg - Liblar -Euskirchen, die nachher,
wie heute noch, am späterem Gruhlwerk vorbeiführte.
17. Januar 1874 erfolgte die Gründung der Gewerkschaft “Bleibtreu".
Im Jahre 1889 erfolgte die Gründung der Firma "Gruhlsches Braun-
kohlen- u. Brikettwerk, Station Kierberg-Köln, Hermann Gruhl".
Hier beginnen die systematischen Vorarbeiten für Vorrichtung,
Abbau und Förderung.
Am 02. September 1892 nimmt ie Brikettabrik Gruhlwerk I) mit drei
Pressen ihre Produktion auf.
Kohle- und Klüttenzeit, vom Kartellvertrag bis zur Brühler Knappschaft
Wichtig war in diesen Jahren der Zusammenschluss der an der Haupt-
strecke Köln-Euskirchen gelegenen Werke Gruhlwerk, Roddergrube,
Brühl und Donatus zu einem Kartellvertrag. Am 3. Oktober 1893 er-
folgten die Gründung und der Beitritt zum "Verein für die Interessen
der Rheinischen Braunkohlenindustrie e. V." mit dem Sitz in Köln.
Hermann Gruhl ältester, Sohn Karl Gruhl übernahm am 1. Juli 1894
die Betriebsleitung des von seinem Vater gegründeten Unter-
nehmens. Er hatte stets eine offene Hand für die Belange seiner
Belegschaft, wenn es galt, Not zu lindern. Dafür zeugt die dem An-
denken seines Vaters gewidmete "Hermann-Gruhl-Stiftung" und die
schon in früheren Jahren errichtete Wohnungssiedlung.
Des Weiteren entstanden auf seine Initiative und weitgehende Förder-
ung sportliche Anlagen, und zwar je eine Turnhalle in Heide und
Brühl (Hindenburgheim und Karlshalle), ein Schwimmbad in Brühl
(Karlsbad) und die evangelische Schule in Brühl-Heide. Als Vorstands-
mitglied der Brühler Knappschaft und anderer Verbände wirkte er für
seine Leute und die Allgemeinheit; hier als Stadtverordneter der Stadt
Brühl, die ihn zu ihrem Ehrenbürger ernannte. Er starb am 26.04.1947.
Kohle- und Klüttenzeit, der Braunkohlenbrikett-Verkaufsverein GmbH. Köln
Am 22. Februar 1902 erfolgten die Gründung und der Beitritt zum
"Braunkohlenbrikett-Verkaufsverein GmbH. Köln".
Das frühere Syndikat wurde aufgelöst.
Abraumbetrieb wurde der Abraumhochbagger mit Holzgerüst
(1898) durch einen neuen Lübecker C-Bagger in Eisenkonstruktion
für 9 m Schnitthöhe ersetzt und am 1. August 1906 in Betrieb genom-
men. Das bedeutendste Ereignis dieses Jahres war die Auftragser-
teilung für den ersten Kohlenkratzbagger an die LMG (15. März 1906).
Das Gerät lief auf drei Schienen mit Holzschwellen von 3,20 m
Länge. Das Gesamtgewicht betrug 56 Tonnen.
Dieser "eiserne Mann" war der erste Kohlenbagger im Rheinischen
Braunkohlenbergbau.
Das bedeutendste Ereignis des Jahres 1908 war die Gründung der
RAG nach Vereinbarung mit dem "Gruhlschen Braunkohlen- und
Brikettwerk m.b.H." zu Brühl am 4. Januar 1908.
Im Jahre 1914 wurde die Brikettfabrik Gruhlwerk II in Betrieb
genommen.
Kohle- und Klüttenzeit, die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit
Das Jahr 1919 ist gekennzeichnet durch die Einführung der acht-
stündigen Arbeitszeit am 1. März. Bis Ende dieses Jahres stieg
dadurch die Belegschaftszahl von 1.320 auf 2.253 Mann.
Ab 1923 wurden die alten Kippenflächen durch Aufschütten von
Mutterboden für die Rekultivierung vorbereitet. Die Besetzung
des Ruhrgebiets durch französische Truppen, die "Regie-Eisenbahn"
und Fabrik passive Widerstand riefen Absatzmangel und Verkehrs-
stockungen hervor, wie sie seit Bestehen des Gruhlwerkes noch
nicht zu verzeichnen waren.
Die Baggerstrosse erreichte im Jahre 1926 die Luxemburger-Straße.
Das bedeutendste Ereignis des Jahres 1927 war die Einrichtung einer
Großraumförderung im Grubenbetrieb.
Ab Januar 1930 traten infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise große
Absatzschwierigkeiten ein.
Kohle- und Klüttenzeit, die Wirtschaftskrise verschärfte sich im Jahre 1931
Die Wirtschaftskrise verschärfte sich im Jahre 1931. Zu dieser Zeit
wurde mit dem Abbruch der Fabrik 1 (Gruhlwerk I) begonnen.
Es wurden 1938 an Abraum über 4 Millionen m³ bewegt, die Förderung
betrug über 4,5 Millionen t, die Brikettproduktion 1,3 Millionen t.
Kohle- und Klüttenzeit, 1944 Fliegerangriffe - 1951 die neue Luxemburger-Str.
Das Jahr 1944 brachte wieder starke Fliegerangriffe. Gegen Ende des
Jahres 1944 verloren viele Arbeiter und Angestellte ihre Wohnungen.
Am 3. März 1945 erfolgte dann die kriegsbedingte Stilllegung.
Die Förderung begann bereits wieder am 23. April 1945. Im Jahre 1946
war auch Gruhlwerk I wieder in Betrieb. Die Produktion kam langsam
in Gang. Der Abbau im Nordfeld wurde nicht zuletzt wegen Verlegung
der alten Luxemburger Straße forciert.
Am 30. April 1951 wurde die neue Luxemburger-Str. dem Verkehr über-
geben. Am 30. Januar 1952 wurde die neue Verbindungsstraße (Sieben-
gebirgsstraße, heute Theodor-Heuss-Str.) von der Luxemburger Str.
zur alten Römerstraße in Brühl eröffnet.
Kohle- und Klüttenzeit, 1955 die Stilllegung Gruhlwerk I
Herbst 1953 wurde das Richtfest für das neue Verwaltungsgebäude
Gruhlwerk Il begangen. Im Jahre 1953 ging der Grubenbetrieb noch
in zwei Feldesteilen um, und zwar im Bleibtreu-Südfeld zwischen
der alten und neuen Luxemburger-Straße und im Franziskusfeld.
Die Kohlenvorräte Bleibtreu-Südfeld gehen im Sommer 1954 zu Ende.
Mit Beginn des Jahres 1955 wird die Stilllegung Gruhlwerk I notwendig,
damit die unter dem Fabrikgelände bis zum Sicherheitspfeiler der
neuen Bundesbahn anstehende Kohle freizubekommen und um
von hier aus später in das Feld Friederike weitergehen zu können.
Die letzte verarbeitete Kohle wurde aus dem Tagebau, Berrenrath
gefördert, da der Tagebau des Gruhlwerks bereits seit dem 18,
Oktober 1964 ausgelaufen war.
Der bergbauliche Schwerpunkt hat sich dem Flöz folgend nach Norden
verlagert. Zuletzt waren im Gruhlwerk 360 Belegschaftsmitglieder tätig.
Kohle- und Klüttenzeit, 1965 die Stilllegung Gruhlwerk II
Am 27. Januar 1965 wurde Gruhlwerk II außer Betrieb gesetzt,
die Brikettstempel und großen Schwungräder dröhnten nicht
mehr, es war um diese Gegend still geworden. Nur ab und zu
durchbrach das Klopfen und Hämmern die ungewohnte Stille,
wenn die Männer der Abbruchfirmen die betrieblichen Ein-
richtungen ausbauten.
Am 17. Sept. 1965 wurde die Sprengung der beiden Kamine vor-
genommen. Damit gehören auch die beiden Kamine von Gruhlwerk II,
die ein halbes Jahrhundert lang Wahrzeichen des Südreviers waren,
einer bedeutungsvollen Vergangenheit an.
Die Braunkohlenwerke waren es, die das Landschaftsbild innerhalb
eines Menschenlebens mehrfach veränderten und der Stadt Brühl
mit ihren vielen Vororten einen nicht geahnten Aufschwung ver-
schafften. Nun aber hat sich der Kohlenabbau nach Norden verlagert.
Im Südrevier entstand in einer neuen Landschaft ein weiträumiges,
von der Bevölkerung gern besuchtes Erholungsgebiet.
Quelle Bildmaterial: Historisches Archiv RWE Power AG
Text -zum Teil auszugsweise- entnommen aus: REVIER & WERK
Heft 17, Seite 44, 45, 1953 / Heft 79, Seite 63-68, 1965 / Heft 82, 1965, Seite 27
Bildersammlung aus der Kohle- und Klüttenzeit
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Quelle Bildmaterial, wenn nicht anders vermerkt:
Historisches Archiv RWE Power AG
Kloster Benden
Grube Gruhlwerk mit Kettenbahn 1893
Arbeiterhäuser/Arbeitersiedlung
(Ida-Gruhl-Straße, Abriss etwa 1956)
Arbeiterhäuser/Arbeitersiedlung
Hindenburgheim 1936
Heute “Karl Gruhl“ Turnhalle, Grubenstr.
Fabrik Gruhlwerk II 1965
Grubenstraße
Gruhlwerk I und Kolonie Heide 1936
die Förder-Kohlenförderung in der Grube Gruhlwerk
Fabrik Gruhlwerk I 1932
Gruhlwerk II mit neuer Luxemburger Str.
Foto von 1954
Barbara- und Grubenstraße
Barbarastr. aus Richtg. Bergstr. 1936
Bagger vor Barbarastraße (Bildquelle: Heinz Dahmen)
Blick über Heider-Bergsee auf Gruhlwerk II
Blick vom Wasserturm Brühl auf Brühl-Heide 1966
Eimerkettenbagger und Zugbetrieb Gruhlwerk
Plan von 1930